In den letzten Tagen konnten wir uns den Audi A1 als Sportback in der richtig sportlichen Variante anschauen.
Der Wunsch endlich in meiner Heimatstadt (nerviger Stadtverkehr) auch mal ein kleineres Fahrzeug testen zu können, ging endlich in Erfüllung, doch dann gab es auch noch das sportliche Paket. Das ist bei Audi besser bekannt als S Line. Wir hatten also zum Test einen Audi A1 Sportback mit dem kleinen 1.4 TFSI. Doch halt, klein? Ganz und gar nicht, denn aus diesen nicht mal 1,5 Litern Hubraum holt Audi satte 185 PS raus. Ein Kleinwagen und fast 200 PS? Das klingt nach Spaß, nach sehr viel Spaß.
Sofort muss man an Autos denken, die schnell mit Go-Karts in Verbindung gebracht werden, wie etwa die sportlichen Mini-Modelle des Konkurrenten BMW. Die Erwartungen waren also schnell abgesteckt und wurden dann im längeren Test durchaus übertroffen. Mini hat Konkurrenz bekommen, doch lest selbst.
Exterieur
Der Audi A1 ist wie viele andere Fahrzeuge dieser Klasse mit einem ganz eigenen Design ausgestattet, entweder man liebt es oder eben nicht. So geht es mir etwa auch beim Opel Adam, der ebenfalls einen ganz eigenen Look hat. Doch wir wollen natürlich über den A1 Sportback reden, der uns zur Verfügung stand. Wirklich klein ist der Fünftürer optisch ja nicht, wirkt neben einem 7er Golf sogar fast gleichgroß. Besonders eigen ist das Heck des kleinsten Audis, was nach unten ziemlich in die Breite geht, das gesamte Fahrzeug so aber durchaus satter auf der Straße stehen lässt. Bei unserem Testobjekt haben die typischen S Line-Ansätze an der Frontstoßstange, am Heck sowie an den Schwellern natürlich ihr Übriges dazugetan, um den A1 Sportback auch entsprechend sportlich wirken zu lassen.
Letzten Endes sind es eben diese Details, wie die Kiemen in der Fronstoßstange, das auffällig in Grau umrahmte Wabengitter in der Heckstoßstange oder die dicken Seitenschweller, die hier mehr Leistung vermuten lassen könnten. Auch im Verhältnis zum Auto große Felgen tragen dazu bei, obwohl es bei uns nur 17 Zoll anstatt der auf der Aufpreisliste gelisteten 18 Zoll Felgen gab. Die sind übrigens sehr gelungen. Optisch sind die grauen Felgen zu unserem rot-schwarzen Modell einfach der perfekte Griff gewesen, wie mir auch alle Beifahrer bestätigten.
Gelungen? Absolut. Während ich den Mix aus silbernem Dach und einer bunten Farbe eher nicht so gut finde, passen Schwarz und Rot einfach sehr gut zusammen. Wenn aber, dann muss definitiv das komplette Dach mit eingefärbt werden, viele A1 haben oft nur die A-Säule durchgezogen bis zur C/D-Säule in Schwarz oder Silber eingefärbt, was einfach nicht gut aussieht. Sollte man eine ähnliche Farbkombination wählen, dann darf man zudem die getönten Scheiben definitiv nicht vergessen. Nur so entsteht das optisch tolle Gesamtbild.
Interieur
Der Innenraum kann insgesamt leider nicht ganz mit der äußeren Optik mithalten, wobei es sich hierbei nur um marginale Minuspunkte handelt. Wirkt der Klavierlack außerhalb des Fahrzeugs noch schick, so ist er im Innenraum einfach zu viel vorhanden. Jede Lüftung war mit Klavierlack umrahmt, was uns dann nicht ganz so gut gefallen hat, zumal dort Staub und Fingerabdrücke besonders schnell sowie stark auffallen. Andererseits ist der Klavierlack an der Rückseite der Kopflehne der vorderen Schalensitze einfach nur edel. Eine Zierleiste hat uns auch gefehlt, weshalb das Armaturenbrett insgesamt recht langweilig wirkte, nicht ganz passend zum sonstigen Eindruck.
Wie so oft ist bei Audi das Highlight direkt vor dem Fahrer zu finden, nämlich das optisch und haptisch einfach gelungene Lenkrad. Nicht zu viele Knöpfe und auch nicht zu viele Designelemente aus Aluminium sorgen immer dafür, dass man richtig Lust hat, das Lenkrad zu packen und mit dem A1 Sportback durch enge Kurven zu fliegen. Es bietet viel halt und fasst sich sehr hochwertig an, der silber umrahmte S Line-Schriftzug ist dann noch das i-Tüpfelchen. Das Lenkrad verstellte sich bei uns automatisch, im Stadtverkehr sehr leichtgängig und bei höheren Geschwindigkeiten ordentlich straff. Das vermittelt ein recht gutes Gefühl für den Fahrer. Optisch passend sind wie gewohnt auch alle anderen Schalter und Knöpfe rundum das Lenkrad und am Armaturenbrett. Schwarz mit etwas Aluminium verziert sieht einfach immer gut aus. Aber nicht nur die Optik passt, sondern alle Knöpfe und Schalter sind gut erreich- und bedienbar.
Passend dazu gab es noch die Sportsitze aus Leder. Optisch hatten wir die einfache Variante, komplett in Schwarz. Etwas langweilig (lässt sich individuell auswählen) aber das Sitzgefühl ist einfach sehr gut. Man sitzt fest im Auto, egal wie schnell und kurvenreich die Fahrt ist. Besonders beeindruckend sind die Sitze, wenn man von außen in das Auto hineinschaut. Sie sehen einfach riesig aus und vermitteln sofort den Eindruck, dass in diesem Auto mehr steckt. Ansonsten ist der Innenraum insgesamt recht eng, sportlich eng, definitiv aber bequem.
Die Sitze im Fond hingegen sind eher wenig einladend, wenn auch hochwertig. Kurze Fahrten sind zwar okay, bei längeren Fahrten ist die Rückenlehne aber einfach zu steil. Das ist aber dem Platz geschuldet, der einfach nicht vorhanden ist. Hinter mir (1,76 Meter) hatten auch noch größere Menschen ausreichend Platz, doch sobald die Leute auf den vorderen Reihen größer sind und daher den Sitz etwas weiter nach hinten stellen müssen, sieht es mit der Beinfreiheit im hinteren Bereich eher schlecht aus. Im Kofferraum ein ähnliches Bild, wobei der überraschend viel Platz für mein Verständnis anbietet, je nach Größe passen hier drei Getränkekisten nebeneinander rein.
Motor und Dynamik
Endlich kommen wir zu den besten Argumenten unseres Testfahrzeugs. Privat bin ich ein Fan von viel Hubraum, vielen Zylindern und eigentlich kein Freund von Turbos. Ein 1.4 Liter Motor mit 185 PS klingt also auch für mich zunächst nett, wird aber mit viel Skepsis erwartet. Sicher war ich mir nicht, ob denn dieser aufgepumpte Rasenmähermotor auch die Leistung bringt, die er laut Datenblatt mit 250 NM verspricht. Und doch, von der ersten Minute an war ich verliebt. Die Kraftentfaltung ist unglaublich, der Motor bringt trotz Frontantrieb die Leistung sofort auf die Straße (bei trockener Fahrbahn). Von Vorteil war bei uns natürlich die S Tronic und die Übersetzung des Getriebes gewesen, denn ohne Schaltunterbrechungen konnten bis zu einer Geschwindigkeit von ca. 130 Km/h ein Saab 93 mit 215 PS und eine Alfa Romeo Gulietta mit 235 PS geradeso mithalten. Erst ab Ende des dritten Gangs geht dem kleinen Motor dann die Puste aus, die Beschleunigung von 130 bis zur Obergrenze von knapp über 230 Km/h lässt dann zwangsläufig etwas zu wünschen übrig. Der klassische Ampelstart ist fast immer gewonnen, vor allem wenn die S Tronic auf den S-Modus geschaltet ist.
Nachteil: Die von uns gefahrene Variante des A1 Sportback ist teilweise aber zu aggressiv am Gas. Ist die Straße nass oder feucht und man will nur etwas schneller losfahren, sind die Vorderräder sofort überfordert und fangen an sich auf der Stelle zu drehen. Die Leistung liegt einfach so früh an, dass hier möglicherweise Quattro schon ganz hilfreich gewesen wäre. Klar, die anliegende Leistung erfordert auch etwas die Umstellung des Fahrstils, sollte deshalb aber eben auch nicht unterschätzt werden.
Doch das ist nicht alles, denn nicht nur Power steckt in dem kleinen Motor, sondern auch ein überraschend guter Klang hintenraus. Egal wer neben oder hinter mir gefahren ist, alle waren vom giftigen aber nicht übertriebenen Fauchen des A1 im oberen Drehzahlbereich schwer begeistert. Es war nicht schwer alle Nebengeräusche in einem Tunnel lautstark zu übertönen und die Blicke auf sich zu ziehen. Das haben weder ich noch meine Bei- und Mitfahrer so erwartet, wir alle waren schwer begeistert. Das komplette Gegenteil zeigt sich übrigens bei normaler Fahrt, denn dann kann der A1 Sportback auch sehr komfortabel ruhig sein.
Der Sound im Stand lässt nur ansatzweise vermuten, wie der A1 unter Volllast klingt. (Durch die Automatik ist die Drehzahl im Stand auf die Hälfte begrenzt – oder ich bin zu doof)
So wie der A1 mit diesem Motor geradeaus fährt, lässt er sich auch durch kurvige Landstraßen fahren. Da hätten wir wieder das berühmte Go-Kart-Feeling in einem echten Auto. Wobei gerade bei der Beschleunigung in und aus Kurven heraus wieder der Nachteil des Frontantriebs schnell klar wird, hier weiß der A1 kurzzeitig nicht wohin mit seiner Kraft, sodass das Lenkrad in alle Richtungen will. Ist aber eben eine Gewöhnungssache und es macht Spaß auch in diesem dann doch eigentlich sehr komfortablen Auto etwas arbeiten zu müssen. Wer schnell fährt, muss auch schnell bremsen können. Doch auch hier macht der A1 eine gute Figur, die Bremsen packen auf Wunsch ordentlich zu und haben auch nach längeren Fahrten nicht an Kraft verloren.
Selbstverständlich lässt sich der A1 auch ganz entspannt fahren. Fährt man im normalen D-Modus und beschleunigt sanft, dann schaltet die Automatik immer brav vorm Turbo, sodass der Spritverbrauch niedrig bleibt. Je nachdem, was man unter niedrig versteht. Keiner kauft das Fahrzeug mit diesem Motor, wenn’s nicht auch ab und zu vorangehen soll. Somit entsteht bei normaler Fahrweise mit dem einen oder anderen Kickdown ein Verbrauch von 8,5 – 9 Litern. Die von Audi errechneten 5,9 Liter (kombiniert) schafft sicher keiner, wenn man mit dem Auto auch fahren will. Mehr ist aber auch kein Problem, viel Autobahn und eine rasante Fahrweise können den Verbrauch locker auf 12 Liter oder mehr bringen. Kleiner Motor ergibt niedrigen Verbrauch? Fehlanzeige. Kraft kommt durch Kraftstoff, das ist auch bei diesem Fahrzeug nicht anders.
Fazit
Der Audi A1 Sportback konnte uns fast restlos überzeugen. Wer einen Kleinwagen mit viel Leistung will, der wird zwangsläufig über den gut individualisierbaren A1 stolpern. Doch wie so oft werden auch hier ein paar Euro fällig, denn das fast voll ausgestattete Go-Kart mit den vier Ringen schlägt mit über 37.000 Euro zu Buche. Klar, wer das große Navi für über 2.000 Euro nicht benötigt, kann das vom Preis streichen, doch die tollen Sitze, große Felgen, die Extra-Lackierung, die S Line-Ausstattung und so weiter sind fast unverzichtbar, sorgen dafür aber eben für den meines Erachtens hohen Preis.
Audi bietet definitiv ein Spaßmobil im kleinsten Segment mit überraschend viel spürbarer Leistung, einem guten Sound, toller Dynamik, einer klasse Optik und ausreichend Platz für Singles oder Pärchen. Eigentlich wollte ich den Testwagen gar nicht mehr hergeben, musste das dann aber leider doch tun.
Text/Bilder: Denny Fischer, Nicky Schönherr
Super Fahrbericht, vielen Dank!
Dank dir bin ich nun auch stolzer Besitzer eines A1 Sportback geworden und würde den kleinen niiiiie mehr hergeben:)
Euer Artikel ist zwar gut geschrieben, aber nicht ein Video zur Verfügung, dass ist mehr als schwach! Leider eine 5-
Klasse Beitrag, vielen Dank. Das hat mir sehr geholfen!
Danke!